Stell Dir vor, dein Unternehmen verliert über Nacht einen Großteil seines geballten Wissens – nicht durch einen Cyberangriff oder eine Kündigungswelle, sondern ganz still und leise. Klingt dramatisch? Genau das deutet die aktuelle Lünendonk Studie „Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland 2025“ an, wenn sie von einer „stillen Erosion“ spricht.
Wir reden auch als SAP Personalberatung viel über den IT-Fachkräftemangel, die fehlenden neuen Talente in Cyber Security oder Data & AI. Das ist auch richtig und wichtig. Doch die Studie lenkt unseren Blick auf ein weiteres, oft unterschätztes Problem, das sich im Hintergrund anbahnt: der altersbedingte Wissensverlust.
Der unsichtbare Abgang: Mehr als nur leere Stühle
Die Lünendonk-Analysten zeigen uns eine beunruhigende Prognose: Bis zum Jahr 2030 wird rund 9,7% der IT-Mitarbeiter altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Das sind fast 10% unserer erfahrensten Köpfe, die nicht einfach nur einen Stuhl im Büro freimachen, sondern unersetzliches Wissen, jahrelange Erfahrung und tiefes Verständnis für komplexe Systeme mitnehmen.
Das ist keine bloße Reduzierung der Kopfzahl, sondern eine „signifikante bis geschäftskritische“ Erosion von Wissen, wie es die Studie andeutet. Es geht um:
- Institutionelles Gedächtnis: Wer weiß noch, warum bestimmte Entscheidungen vor zehn Jahren getroffen wurden?
- Systemkenntnisse: Das tiefe Verständnis für gewachsene, komplexe IT-Architekturen.
- Beziehungswissen: Die langjährigen Kontakte und das Vertrauen zu Kunden und Partnern.
- Best Practices: Die ungeschriebenen Regeln und effizienten Arbeitsweisen, die sich über Jahre bewährt haben.
Dieser schleichende Verlust kann die Resilienz, Innovationskraft und Effizienz von IT-Organisationen massiv beeinträchtigen.
Was tun gegen die „stille Erosion“? Impulse aus der Lünendonk Studie
Die Studie spricht zwar nicht explizit von „Wissensmanagement für Rentner“, aber ihre Erkenntnisse zum Fachkräftemangel und zu neuen Kooperationsmodellen liefern wichtige Ansatzpunkte:
- Aktives Wissensmanagement etablieren: Bevor es zu spät ist, muss das Wissen der scheidenden Mitarbeiter erfasst und strukturiert werden. Das können Mentoring-Programme, interne Wissensdatenbanken oder „Reverse Mentoring“ sein, wo junge Talente die Älteren beim Dokumentieren unterstützen.
- Kompetenzaufbau über Partnerschaften: Die Studie betont, dass Kunden von IT-Dienstleistern heute erwarten, dass diese nicht nur Services liefern, sondern auch zum Kompetenzaufbau beitragen, z.B. durch Upskilling-Initiativen oder „Embedded Teams“. Nutzen wir dies, um Wissen von extern nach innen zu transferieren und Lücken zu schließen.
- Attraktivität für „Silver Surfer“ erhöhen: Können wir flexible Modelle schaffen, um erfahrene IT-Experten auch nach dem offiziellen Renteneintritt punktuell als Berater oder Mentoren zu halten? Ihr Wissen ist Gold wert.
- Kultur des Teilens fördern: Es braucht eine Unternehmenskultur, in der Wissen aktiv geteilt und nicht als individuelle Machtbasis verstanden wird.
Die „stille Erosion“ ist eine tickende Zeitbombe, die jetzt entschärft werden muss. Die Lünendonk Studie liefert uns klare Zahlen und mahnt zur Dringlichkeit. Es ist Zeit, diese Herausforderung proaktiv anzugehen und den Verlust von entscheidendem IT-Wissen zu verhindern.
Wie bereitet sich dein Unternehmen auf diesen Wissensabfluss vor? Welche Strategien habt ihr, um das Know-how eurer erfahrenen IT-Mitarbeiter zu sichern? Ich freue mich auf eure Perspektiven!
Link zur Studie: Lünendonk-Studie: IT-Modernisierung zwischen Legacy, Cloud und KI – Luenendonk
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